Carolin Stüdemann für Viva con Agua im Interview: Wasser ist Leben
Viva con Agua – Der Verein Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. fördert mit tausenden auf der Online Plattform POOL registrierten Unterstützern (in vielen Städten als sogenannte Crews organisiert) sauberes Trinkwasser und sanitäre Grundversorgung mit Fokus auf den Globalen Süden. Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. ist ein 2006 gegründeter gemeinnütziger Verein, der gemäß dem Motto „Wasser für alle, alle für Wasser“ den Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle Menschen ermöglichen möchte.
Gemäß dem Motto „Wasser für alle – alle für Wasser“
In diesem Interview haben wir mit der Geschäftsführerin von Viva con Agua Carolin Stüdemann gesprochen. Wir haben die Zeit zurück gespult und gefragt, wie die Idee hinter Viva con Agua entstand. Spoiler: Fußball spielt hier eine bedeutende Rolle. Außerdem gibt Carolin uns einen kleinen Einblick in die verschiedenen Projekte und welche Erfolge sie bereits feiern durften. Vielleicht habt ihr schon vom Weltwassertag gehört. Dieser findet einmal jährlich statt und wir haben hinterfragt, inwiefern man diesem Tag eine Bedeutung zusprechen kann. Zudem haben wir über die aktuelle Corona Pandemie und dessen Auswirkung auf Viva con Aguas Projekten gesprochen. Manchmal gibt es neben negativen Auswirkungen auch positive. Wie auch ihr, neben Spenden, die Hilfsorganisation unterstützen könnt und noch vieles mehr, erfahrt hier in diesem Interview!
Die Rolle des Viertels St. Pauli in Hamburg
FIV: Hallo liebe Carolin, wie schön, dass das heute mit dem Interview geklappt hat! Dann fangen wir direkt mal an. Wir würden gerne einmal die Zeit zu den Anfängen von Viva con Agua zurückdrehen. Wie ist die Idee hinter der Organisation entstanden?
Carolin: Entstanden ist Viva con Agua in und durch das Viertel St. Pauli in Hamburg. Benjamin Adrion, seinerzeit Profifußballer beim FC St. Pauli, hatte nach einem Trainingslager auf Kuba das Bedürfnis sich neben dem Fußball für etwas zu engagieren. Die Idee entstand, das kreative und soziale Umfeld des Fußballvereins und des Viertels zu nutzen, um soziale Projekte zu unterstützen. Mit dem ersten Projekt – Wasserversorgung an Kindergärten auf Kuba zu verbessern – entstand eine unglaubliche Dynamik. Ein Jahr später wurde schließlich der gemeinnützige Verein Viva con Agua de St. Pauli e.V. mit der Vision “Wasser für alle – alle für Wasser” gegründet.
Helfen ohne Geld zu spenden? Ja, das ist möglich!
FIV: Für unsere Leser, die Viva con Agua noch nicht kennen, wie können Menschen euch unterstützen, die keine Möglichkeit haben, zu spenden?
Carolin: Unterstützen kann man Viva con Agua auf vielfältige Weise. Am Wichtigsten ist es, dass in der breiten Öffentlichkeit eine Sensibilität und Aufmerksamkeit für das wichtige Thema Trinkwasser geschaffen wird. Denn wenn wir lernen, Wasser als Lebensspender zu schätzen, beginnen wir auch, dieses Gut zu schützen. Viele starten auch mit Freund*innen und Bekannten eine Spendenaktion, bei der sie für Viva con Agua Spenden sammeln. Zum Beispiel rufen sie dazu auf, statt Geburtstagsgeschenken lieber eine Spende für Trinkwasser zu geben.*
Oder sie engagieren sich ehrenamtlich in einer der vielen Städte-Crews. Die sind zum Beispiel mit großen Pfandbechertonnen und Fahnen bei Konzerten und Festivals unterwegs und sammeln dort Pfandbecher, die an Viva con Agua gespendet werden. Auch unterstützt man unsere Arbeit durch den Kauf unseres Mineralwassers im Supermarkt – die soziale Alternative, wenn es mal was anderes sein soll als Leitungswasser.
Sauberes Trinkwasser, Sanitäreinrichtungen & Hygiene
FIV: Was ist dein persönliches Herzensprojekt?
Carolin: Jedes Projekt, dass auf unser Ziel einzahlt, Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser, Sanitäreinrichtungen und Hygiene zu ermöglichen, ist ein Herzensprojekt. Da würde ich keine Priorisierung vornehmen.
Neben Nepal & Indien Fokus auf Globalen Süden
FIV: Die meisten Projekte unterstützt ihr auf dem afrikanischen Kontinent. Habt ihr weitere Projekte auf anderen Kontinenten geplant?
Carolin: Unser Fokus liegt auf dem Globalen Süden, insbesondere dem afrikanischen Kontinent. Denn in Ost- und Südafrika lässt sich viel erreichen, um Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Außerdem sind wir hier besonders gut vernetzt, zum Beispiel mit anderen Organisationen. Wir unterstützen aber auch Projekte in Nepal und Indien. In Indien fangen wir gerade ganz aktuell an, unseren Universal Language Approach For Behaviour Changes zu implementieren. Wir nutzen die universellen Sprachen Sport, Musik und Kunst, um einen freudvolleren Zugang zu Themen wie Hygiene und Sanitär zu ermöglichen.
Lebenssituation von 3.7 Millionen Menschen verbessert
FIV: Was war bis jetzt dein größter persönlicher Erfolg mit euren Projekten?
Carolin: Bis heute haben wir mit unseren Projekten ca. 3.7 Millionen Menschen erreicht und ihre Lebenssituation nachhaltig verbessert. Das macht Viva con Agua und mich wahnsinnig stolz.
Weltwassertag: Erinnerung an „Wasser ist Leben“
FIV: Einmal im Jahr gibt es den Weltwassertag. Inwiefern hilft dieser Tag? Ändert sich dadurch etwas?
Carolin: Für Viva con Agua ist der Weltwassertag der wichtigste des Jahres. Denn Wasser wird in Deutschland medial immer häufiger im negativen Kontext gesehen: Von Flut bis zu “Geht uns das Wasser aus?”. Der Weltwassertag bietet die Möglichkeiten andere Perspektiven zu setzen und daran zu erinnern “Wasser ist Leben”.
Ziel erreichen: Infrastruktur im Globalen Süden
FIV: Euer Ziel ist es, sauberes Wasser für alle zugänglich zu machen. Was muss alles passieren, damit dieses Ziel erreicht wird?
Carolin: Da steht vor allem die Infrastruktur im Globalen Süden im Mittelpunkt. Denn um eine langfristige und nachhaltige Wasserversorgung zu sichern, muss die Verantwortung für Wartungen und Reparaturen in lokale Hände liegen. Und natürlich sollte das Thema Wasser auch außerhalb des Weltwassertages mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhalten, damit eine Sensibilisierung für die Thematik stattfinden kann. Denn Wasser ist ein globales Thema – Wasserkreisläufe gehen uns alle an!
Sauberes Trinkwasser für alle zugänglich bis 2030?
FIV: Mit welchem Jahr rechnest du euer Ziel zu erreichen?
Carolin: Die UN hat 2015 die 17 Sustainable Development Goals (kurz: SDGs) verabschiedet. Damit hat sich die UN u.a. das Ziel gesteckt, bis 2030 allen Menschen weltweit den Zugang zu sauberem Trinkwasser, Sanitär und Hygiene zu ermöglichen. Wir sehen heute, dass das ambitioniert ist, denn auch der Klimawandel stellt dieses Ziel vor Herausforderungen. Ich bleibe aber optimistisch und werden mit Viva con Agua weiter daran arbeiten, dieses SDG zu erreichen!
Durch Pandemie starker Fokus auf Hygiene
FIV: Die Pandemie hat viel Chaos veranstaltet. Wie hat die Pandemie eure Projekte beeinflusst?
Carolin: Unsere Wasserprojekte sind immer ganzheitlich angelegt, d.h. sie enthalten auch Hygiene- und Sanitärmaßnahmen. Abgekürzt nennt sich das WASH. Ein positiver Effekt war deshalb sicherlich, dass durch die Coronapandemie insbesondere die Hygiene sehr stark in den Fokus geraten ist. Das neue bzw. wiederentdeckte Bewusstsein für hygienische Abläufe hier in Deutschland hat vielen Menschen noch einmal gezeigt, wie wichtig Hygiene, auch im Bezug auf Krankheitsprävention ist. Da viele unserer Fokusländer, wie Uganda oder Südafrika, aber teilweise in langen Lockdowns waren, hat dies unsere Arbeit vor Ort natürlich erschwert und verlangsamt.
FIV: Vielen Dank für deine Zeit! Wir wünschen euch noch ganz viel Erfolg auf eurem weiteren Weg!
*Spendenaktionen können sicher und einfach online angelegt werden:
https://www.vivaconagua.org/spendenaktion/
Mehr zu Viva con Agua
Dir hat das Interview mit Carolin Stüdemann zu Viva con Agua gefallen und du möchtest mehr über die Hilfsorganisation erfahren? Dann findest du in diesem Artikel mehr Informationen zu den Hintergründen!
Was ist Viva con Agua? – Wasser ist ein Menschenrecht!
Ein internationales Netzwerk, bestehend aus Menschen und Unternehmen, und gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, Wasser für alle zugänglich zu machen. Dabei geht es um sauberes Trinkwasser und sanitäre Grundversorgung mit Fokus auf den Globalen Süden. Bereits tausende Menschen unterstützen die Organisation und helfen tatkräftig gemäß dem Motto: „Wasser für alle, alle für Wasser“! Alle Informationen zur Hilfsorganisation erfährst du hier!